Die hier gezeigten Ergebnisse beziehen sich auf das Arbeitslosengeld II, in Zukunft werden wir auch das Bürgergeld und dessen Auswirkungen analysieren.
- Welche Bedeutung hat der Job? Wer einen sicheren Job hat, ist gesellschaftlich besser integriert
- Was fehlt bei Hartz IV? Zum Lebensstandard der Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen
- Schlechte Gesundheit wegen fehlender Arbeit? Wie es um die Gesundheit von Personen im SGB-II-Bezug bestellt ist
- Wer macht sich Sorgen, den Job zu verlieren? Unterschiede nach Alter
Welche Bedeutung hat der Job?
Wer einen sicheren Job hat, ist gesellschaftlich besser integriert
Wer Arbeit hat, nimmt stärker am gesellschaftlichen Leben teil. Denn Arbeit bedeutet nicht nur Lohn, sondern auch soziale Kontakte, etwa im Betrieb oder zur Kundschaft. Daher fühlen sich arbeitslose Menschen häufig nicht so gut in die Gesellschaft integriert wie Erwerbstätige.
Angaben der Befragten auf einer Skala von 1 (Ich fühle mich ausgeschlossen) bis 10 (Ich fühle mich dazugehörig), Durchschnittswerte.
Personengruppe | Wert |
---|---|
Selbstständige | 8,1 |
unbefristet Beschäftigte | 7,9 |
befristet Beschäftigte | 7,6 |
Leiharbeitende | 7,0 |
Arbeitslose | 6,2 |
Durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit verstärkt sich bei vielen ehemaligen Arbeitslosen das Gefühl dazuzugehören – wie gut sie sich integriert fühlen, hängt allerdings von den beruflichen Zukunftsaussichten ab. Denn auch Menschen, die keinen sicheren Job haben, Beschäftigte mit einem befristeten Vertrag oder in Leiharbeit, haben oft das Gefühl nicht ganz dazuzugehören.
Vor allem Letztere werden meist schlecht bezahlt und wissen oft nicht, ob sie in den nächsten Wochen oder Monaten noch eine Beschäftigung haben. Das zeigt, dass berufliche Zukunftsperspektiven einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob sich Menschen ins soziale Leben integriert fühlen oder nicht.
Was fehlt bei Hartz IV?
Zum Lebensstandard der Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen
Eine zentrale Frage unserer Studie ist ob bzw. inwieweit das Arbeitslosengeld II ausreicht, einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten. Viele Studien greifen hier zu kurz, wenn sie lediglich das verfügbare Einkommen der Betroffenen untersuchen. Wir verfolgen in der vorliegenden Studie zusätzlich einen anderen Ansatz, bei dem untersucht wird, was die Betroffenen tatsächlich haben und was sie sich leisten können, unabhängig davon, ob sie diese Dinge nun aus Einkommen finanzieren, aus Ersparnissen oder ob sie bestimmte Güter noch aus Zeiten vor dem Leistungsbezug besitzen. Hierfür haben wir allen Haushalten unserer Studie eine Liste mit 22 verschiedenen Gütern vorgelegt und gefragt, was davon die Menschen haben und was sie sich nicht leisten können.
Dabei zeigt sich, dass ganz grundlegende Bedürfnisse wie eine tägliche warme Mahlzeit und eine Wohnung ohne feuchte Wände mit Innentoilette und separatem Bad auch bei den Empfängerinnen und Empfängern von Arbeitslosengeld II weitgehend abgedeckt sind, so dass es hier nur geringe Versorgungsdefizite gibt.
Allerdings fehlen den Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern im Bereich des Wohnens auch einige Güter deutlich häufiger als der übrigen Bevölkerung. So müssen z. B. über zehn Prozent aus finanziellen Gründen auf eine Wohnung mit ausreichend Zimmern verzichten. Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede in Bereichen, in denen es weniger um Grundbedarfe, sondern um das alltägliche Leben und die Freizeit geht. Hier ist der Lebensstandard der meisten Betroffenen teilweise deutlich eingeschränkt. Dies trifft insbesondere auf den kulturellen Bereich zu. Mehr als die Hälfte haben angegeben, sich keinen monatlichen Restaurantbesuch leisten zu können, in der übrigen Bevölkerung trifft dies auf ca. zehn Prozent zu.
Angaben der Befragten, Anteile in Prozent.
Aktivität oder Gut | Personen mit ALG-II-Bezug | Personen ohne ALG-II-Bezug |
---|---|---|
Monatlich einen festen Betrag sparen | 75,9 | 15,0 |
Jährliche einwöchige Urlaubsreise | 71,4 | 10,3 |
Möbel ersetzen | 63,5 | 10,6 |
Monatlicher Restaurantbesuch | 54,2 | 11,2 |
Monatlicher Kino-/Konzert-/Theaterbesuch | 43,9 | 6,9 |
Unerwartete Ausgaben selbst bezahlen | 42,5 | 5,3 |
Auto | 41,2 | 6,3 |
Medizinische Zusatzleistungen | 31,7 | 4,0 |
Ab und zu neue Kleider | 28,2 | 4,6 |
Computer mit Internet | 24,0 | 1,6 |
Freunde monatlich zum Essen einladen | 22,0 | 3,7 |
Ausreichend Zimmer | 12,5 | 1,3 |
Garten, Balkon oder Terrasse | 8,8 | 1,3 |
Ausreichend Winterkleidung | 6,7 | 0,5 |
Keine feuchten Wände in der Wohnung | 3,4 | 0,6 |
Waschmaschine | 3,1 | 0,3 |
Fernseher | 2,6 | 0,2 |
Gas, Wasser, Strom pünktlich zahlen | 2,4 | 0,2 |
Miete pünktlich zahlen | 2,3 | 0,5 |
Täglich warme Mahlzeit | 1,4 | 0,3 |
Seperates Bad in der Wohnung | 1,0 | 0,2 |
Innentoilette | 0,5 | 0,1 |
Schlechte Gesundheit wegen fehlender Arbeit?
Wie es um die Gesundheit von Personen im SGB-II-Bezug bestellt ist
Ungefähr sieben Prozent aller Menschen in Deutschland, die erwerbsfähig sind, beziehen sogenannte Hartz-IV- bzw. Bürgergeld-Leistungen. Entweder weil sie keinen Job finden oder weil sie trotz Arbeit nicht genug verdienen, um sich und ihre Familie ernähren zu können. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um sogenannte Aufstockerinnen und Aufstocker, die ihr Einkommen um zusätzliche Hilfeleistungen ergänzen müssen. Neben finanziellen Einschränkungen kann der Hartz-IV- bzw. Bürgergeld-Bezug auch mit weiteren Problemen verbunden sein, wie der Blick auf den Gesundheitszustand dieser Personengruppe zeigt.
Mithilfe der Befragung „Lebensqualität und soziale Sicherung“ lässt sich untersuchen, inwiefern sich der Gesundheitszustand von Erwerbstätigen, die keine zusätzlichen Leistungen beziehen, und Aufstockerinnen und Aufstocker bzw. Arbeitslosen unterscheidet. Zwar berichten Aufstockerinnen und Aufstocker von etwas besserer Gesundheit als Erwerbslose, aber der Unterschied zu Erwerbstätigen bleibt sehr deutlich bestehen. Erwerbstätige sind viel zufriedener mit ihrer Gesundheit als Menschen, die Arbeitslosengeld II bzw. Bürgergeld beziehen.
Angaben der Befragten auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden), Durchschnittswerte.
Personengruppe | Wert |
---|---|
Erwerbslose, die Arbeitslosengeld II beziehen | 6,2 |
Aufstocker (Erwerbstätige, die Arbeitslosengeld II beziehen) | 6,4 |
Erwerbstätige | 7,2 |
Diese Unterschiede können verschiedene Gründe haben. Zum einen ist es bei vielen Erkrankungen natürlich schwieriger, einen neuen Job zu finden. So kann jemand mit Rückenproblemen keine schwere körperliche Arbeit mehr verrichten. Ein anderer Grund kann sein, dass Beschäftigte, die öfter krank sind, häufiger ihren Job verlieren als solche, die fast nie krankgeschrieben sind. Außerdem kommt hinzu, dass Arbeitslosigkeit zu einer Verschlechterung der Gesundheit beitragen kann. So ist etwa bekannt, dass Geldsorgen zu seelischen Problemen führen können. Auch bietet ein Job mehr Nutzen als nur das Einkommen. Er strukturiert beispielsweise den Tagesablauf und sorgt für tägliche Begegnungen mit Menschen außerhalb des eigenen Haushaltes. Er führt außerdem zu regelmäßiger körperlicher Betätigung – auch wenn es nur der Weg zur Arbeitsstätte ist. Wenn all das durch Arbeitslosigkeit wegfällt, kann sich das negativ auf die Gesundheit auswirken.
Wie lässt sich dann erklären, dass es bei Personen im SGB-II-Bezug trotzdem einen Unterschied gibt zwischen Arbeitslosen und Erwerbstätigen? Vermutlich bietet eben nicht jeder Job die oben genannten Vorteile. Jobs, mit denen Menschen nicht die eigene Existenz sichern können, werden als weniger sinnstiftend erlebt und können mit viel Druck und Stress einhergehen.
Wer macht sich Sorgen, den Job zu verlieren?
Unterschiede nach Alter
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Obwohl die meisten Erwerbstätigen auch heute noch in unbefristeten Festanstellungen tätig sind, sind andere Formen der Beschäftigung seit den 1980er Jahren immer mehr geworden. Ein Trend am Arbeitsmarkt ist die Zunahme von Arbeit auf Zeit: Anders als noch Anfang der 1990er Jahre haben heute mehr Menschen einen befristeten Arbeitsvertrag oder sind in der Zeitarbeit tätig. Vor allem jüngere Beschäftigte sind am Anfang ihres Arbeitslebens seltener als früher fest angestellt. Diese verschiedenen Arbeitsformen können dazu beitragen, dass Beschäftigte ihre berufliche Zukunft als unsicher wahrnehmen.
Angaben der Befragten, Anteile in Prozent.
Altersgruppen | Angaben in Prozent |
---|---|
15- bis 24-Jährige | 5,2 |
25- bis 34-Jährige | 14,2 |
35- bis 44-Jährige | 12,8 |
45- bis 54-Jährige | 17,7 |
55- bis 64-Jährige | 12,1 |
Gesamt | 14,1 |
Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust unterscheidet sich je nach dem, wie alt Menschen sind. Im Jahr 2019 gaben insgesamt rund 14 Prozent der Befragten Beschäftigten an, sich „etwas Sorgen“ oder „große Sorgen“ um ihren Arbeitsplatz zu machen. In den Altersunterschieden können wir sehen, dass junge Beschäftigte in der Altersgruppe bis 24 Jahre eher selten Angst vor einem Jobverlust haben: Während sich circa 5 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe etwas oder große Sorgen machen, ihre Stelle zu verlieren, steigt dieser Anteil in den folgenden Altersgruppen. Am häufigsten sorgen sich die 45- bis 54-Jährigen: Fast ein Fünftel von ihnen hat Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die sich um ihre Stelle sorgen, mit zwölf Prozent dagegen wieder geringer.
Jüngere Beschäftigte blicken ihrer beruflichen Zukunft also weniger sorgenvoll entgegen als solche mittleren Alters. Auf den ersten Blick ist das überraschend, da die Arbeitsverhältnisse jüngerer Beschäftigter häufiger befristet und damit eigentlich weniger sicher sind. Wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre berufliche Situation wahrnehmen, hängt aber noch von einer Reihe weiterer Dinge ab. Jüngere schätzen beispielsweise ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt als besser ein.
Angaben der Befragten, Anteile in Prozent.
Altersgruppen | Angaben in Prozent |
---|---|
15- bis 24-Jährige | 15,6 |
25- bis 34-Jährige | 34,9 |
35- bis 44-Jährige | 37,7 |
45- bis 54-Jährige | 50,1 |
55- bis 64-Jährige | 60,8 |
Gesamt | 45,0 |
Die Befragten unserer Studie wurden gebeten zu sagen, wie schwierig es für sie wäre, eine gleichwertige Stelle zu finden, wie die, in der sie gerade arbeiten. Fast die Hälfte der Beschäftigten ging davon aus, dass es ihnen „ziemlich schwer“ oder „sehr schwer“ fallen würde, eine vergleichbare Stelle zu finden. Ältere Beschäftigte schätzen ihre Chancen dabei als schlechter ein als jüngere: Während 60 Prozent der Beschäftigten im Alter von 55 bis 64 Jahren Schwierigkeiten bei der Suche nach einer vergleichbaren Stelle erwarteten, traf dies nur auf knapp ein Drittel der 15- bis 24-Jährigen zu.